Hunde vom "Gnadenhof Eifel"

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Sogar Morddrohungen: Streit um Gnadenhof in der Eifel eskaliert

Stand: 08.05.2024 18:23 Uhr

Nachdem 47 Hunde auf einem Gnadenhof in der Eifel beschlagnahmt wurden, schlägt der Fall hohe Wellen: Ein Helfer berichtet, dass er Telefonterror erlebt und Morddrohungen bekommt.

Horst Fallenbeck hätte sich das niemals vorstellen können: Seit er am Dienstag 24 der 47 Hunde von einem Gnadenhof in der Eifel übernommen hat, sei er Telefonterror und Internethetze ausgesetzt. Der Besitzer des "Tier Service Zentrums" aus Baden-Württemberg sagte dem SWR, er habe sogar Morddrohungen bekommen und ihm sei angedroht worden, dass sein Hundehotel angezündet werde.

Ich habe mir nie vorstellen können, dass das so eine Dimension erreicht. Ich hoffe, dass sich die Situation bald wieder beruhigt. Horst Fallenbeck, Chef des "Tier Service Zentrums" in Bad Waldsee

Er suche inzwischen nach einem Sicherheitsdienst, sagte Horst Fallenbeck dem SWR. "Ich habe mir nie vorstellen können, dass das so eine Dimension erreicht. Ich hoffe, dass sich die Situation bald wieder beruhigt."

Gnadenhof-Hunde wurden auf sechs Tierheime und Pensionen verteilt

Der Landkreis Ahrweiler hatte sechs Tierheime und Pensionen aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen engagiert, um dort die 47 beschlagnahmten Hunde unterzubringen. Einige Hunde sind bei Horst Fallenbeck untergekommen. Er kümmert sich nach eigenen Angaben seit 18 Jahren intensiv um Hunde und sagt, er habe schon oft Tiere übernommen, die von den Behörden beschlagnahmt wurden.

Das passiert jetzt mit den Hunden des Gnadenhofs

Die Hunde sind nach Angaben des Kreises Ahrweiler in sechs Einrichtungen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg untergebracht. Sie gehören demnach aber noch immer der Betreiberin des Gnadenhofes in der Eifel, die die Hunde auch verkaufen dürfe. Die Betreiberin könne dem Kreis nun neue Halter vorschlagen. Das Veterinäramt prüfe dann die Haltungsbedingungen bei den möglichen neuen Besitzern. Wenn diese unproblematisch seien, könnten die neuen Halter die Tiere beim Tierheim abholen. Sollte die Betreiberin niemanden vorschlagen, werden die Hunde demnach vom Veterinäramt an Interessenten vermittelt. Nach Angaben des Kreises liegen bereits Anfragen von Menschen vor, die einen der geretteten Hunde übernehmen wollen.

Horst Fallenbeck lässt sich nicht einschüchtern

"Ich hatte ein mulmiges Gefühl, als ich den Auftrag angenommen habe", hat der Betreiber der Tierpension am Telefon dem SWR gesagt. Dennoch plante er akribisch den über 500 Kilometer langen Transport der Hunde von Harscheid in der Eifel nach Bad Waldsee in Oberschwaben. Auf der Hälfte der Strecke, nämlich in Pforzheim, untersuchte das dortige Veterinäramt die Hunde. Zehn Beamte der Polizei halfen beim Füttern und Tränken und führten die Tiere kurz aus.

Die ganze Nacht klingelte das Telefon und wir wurden bedroht. Aber davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Sonst braucht man keinen Tierschutz mehr. Horst Fallenbeck, Betreiber des "Tier Service Zentrums" in Bad Waldsee

Als Horst Fallenbeck und seine Helfer mit den Hunden in der Nacht zum Mittwoch wieder in Bad Waldsee ankamen, begannen Telefonterror und Internethetze. "Die ganze Nacht klingelte das Telefon und wir wurden bedroht", berichtete er dem SWR. "Aber davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Sonst braucht man keinen Tierschutz mehr."

Wer steckt hinter den Drohungen?

Unklar ist, wer hinter den Drohungen steckt. Der Fall sorgt für starke Emotionen und massive Kritik in den Sozialen Medien: So kritisieren etwa auf der Facebook-Seite des Gnadenhofs empörte Userinnen und User die Aktion des Veterinäramts und manche beschimpfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tierheime, die Hunde aus Harscheid übernommen haben. Horst Fallenbeck hat jedenfalls die Polizei über die Anfeindungen informiert.

Gnadenhof-Betreiberin kämpft weiter um ihre Tiere

Die Gnadenhof-Betreiberin ihrerseits sagte dem SWR, sie wolle nicht akzeptieren, dass sie die meisten ihrer Hunde abgeben musste. Deshalb kündigte sie nach der Aktion am Dienstag an, gegen alle Menschen Strafanzeige stellen zu wollen, die daran beteiligt waren. Das Veterinäramt hatte angeordnet, die Zahl der Hunde auf dem Gnadenhof von über 60 auf fünf zu reduzieren. Das Amt ging davon aus, dass sich die Rentnerin nicht intensiv genug um die vielen Hunde kümmern konnte.

Die Hofbetreiberin war gegen diese Anordnung juristisch vorgegangen. Doch das Verwaltungsgericht Koblenz und das Oberverwaltungsgericht Koblenz hatten gegen sie entschieden. Beide Gerichte bestätigten in ihren Entscheidungen die Anordnung des Kreises Ahrweiler, dass sie die Zahl ihrer Hunde reduzieren musste.

Gnadenhof Eifel: So begründet das Gericht seine Entscheidung

Nach mehreren unangekündigten Kontrollen auf dem Gnadenhof Eifel, hatte der Amtstierarzt des Kreises Ahrweiler entschieden, dass die Besitzerin nur fünf Hunde behalten darf. Dagegen hat sie vor dem Verwaltungsgericht Beschwerde eingelegt. Im Februar bestätigte das Gericht die Einschätzung des Amtstierarztes. Das sind die Gründe für die Entscheidung, die später auch vom Oberverwaltungsgericht Koblenz nochmal bestätigt wurde: Zu viele Hunde: Hundehalter müssen sich demnach mindestens eine Stunde pro Tag um ihren Hund kümmern, um ihn artgerecht zu halten. Es sei also nicht möglich, dass sich die Besitzerin gut um die zeitweise über 60 alten und traumatisierten Hunde kümmere, so das Gericht. Schlechter Pflegezustand: Eine Vielzahl der Hunde habe bei den Kontrollen langes und verfilztes Fell gehabt, die Ohren seien schmutzig gewesen und zwölf Hunde hätten überlange Krallen gehabt. Bei einem Hund seien sie so lang gewesen, dass sie begonnen hätten, sich in das Bein zu bohren. Rudelhaltung: Auch nicht aneinander gewöhnte Hunde sollen ohne Aufsicht zusammen gehalten worden sein. Damit habe die Halterin gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, so das Gericht. Mehrfach sei es vorgekommen, dass sich die Hunde gegenseitig gebissen hätten. Ein Hund musste nach einem solchen Vorfall wohl eingeschläfert werden. Unhygienischer Zustand im Haus: Bei den unangekündigten Kontrollen sei angetrockneter Kot in den Räumen gefunden worden, außerdem habe es gestunken. Auch Urin von Hunden sei auf dem Boden gewesen. Dies zeuge von einer Vernachlässigung über einen langen Zeitraum. Falsche medizinische Betreuung: Bei einer der Kontrollen sollen 21 verschreibungspflichtige Medikamente gefunden worden sein, die die Hundehalterin ohne Rücksprache mit einem Tierarzt an ihre Hunde gegeben haben soll. Erst Tage nachdem ein Hund von einem anderen gebissen wurde, habe sie mit ihm einen Tierarzt besucht.

"Gute Anwälte" sind nötig

Im Internet ruft die Betreiberin des Gnadenhofs inzwischen dazu auf, Geld zu spenden. Sie wolle weiter juristisch gegen das Veterinäramt des Kreises Ahrweiler vorgehen, dann aber offenbar mit neuen Anwälten. Auf ihrer Facebookseite schreibt sie: "Jetzt helfen wirklich nur noch gute Anwälte."

Sendung am Mi., 8.5.2024 16:00 Uhr, MOVE, SWR3

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