Frust bei Dino Toppmöller von Eintracht Frankfurt

Hessen Absurde Saison von Eintracht Frankfurt: Platz sechs kaschiert die großen Probleme

Stand: 07.05.2024 07:31 Uhr

Eintracht Frankfurt ist auf dem besten Weg in die Europa League und weiß mittlerweile selbst nicht mehr, wie das sein kann. Die Abreibung gegen Bayer Leverkusen verdeutlicht einmal mehr die Schwächen, die Statements nach dem Spiel verwundern.

Von Mark Weidenfeller

Eine der beständigsten und global gültigen Fußball-Weisheiten ist, dass die Tabelle niemals lügt. Wer am Ende oben steht, ist verdient Meister. Wer absteigt, war einfach nicht gut genug. So einfach und gnadenlos kann es manchmal sein.

Eintracht Frankfurt schafft es in dieser Bundesliga-Saison aber, dieses ungeschriebene Gesetz beachtlich ins Wanken zu bringen. Die Hessen, die nur eins der vergangenen sieben Spiele gewonnen haben, sind immer noch Sechster und werden im kommenden Jahr ziemlich sicher europäisch spielen. Sollte der BVB den Champions-League-Titel holen, sogar in der Königsklasse. Absurd.

Eintracht deutlich schlechter als Platz sechs

Nun kann die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller nichts dafür, dass die Verfolger allesamt noch unbeständiger spielen und die zahlreichen Frankfurter Patzer einfach nicht ausnutzen. Dass die Eintracht aktuell das beste Team hinter den (in dieser Saison) großen Fünf sein soll, ist angesichts der Leistungen auf dem Platz aber nur schwer zu glauben. "Ob es ein Schneckenrennen ist oder nicht, ist mir egal", fasste Sportvorstand Markus Krösche am Sonntag zusammen. Am Ende zählt nur die Qualifikation für Europa. Aber ist es wirklich so einfach? Klare Antwort: nein.

Denn: Wie nicht zuletzt die 1:5-Klatsche gegen Bayer Leverkusen bewies, schleppt die Eintracht gleich haufenweise Probleme mit sich herum. Die Abwehr, lange Zeit ein Bollwerk und Hauptgrund für das üppige Punktepolster, verteilte wieder einmal Einladungen und machte es den Gästen viel zu oft viel zu leicht. Vermeintliche Führungsspieler wie Ellyes Skhiri, der sein Afrika-Cup-Loch nie überwunden hat, oder Mario Götze sind bestenfalls Mitläufer. Und wenn dann auch noch der Klassenbeste Omar Marmoush einen schlechteren Tag erwischt, sieht es schnell düster aus.

Leverkusen gewinnt auch mit B-Elf

Sicher hätte dieses Spiel auch anders laufen können. Wenn Marmoush seine Chance zum 2:1 nutzt, wenn Niels Nkounkou zwei bis drei kapitale Patzer weniger einbaut, wenn Leverkusen nicht so gnadenlos effizient wäre. Dann, ja dann, hätte die Eintracht ganz vielleicht sogar etwas mitnehmen können. Im Großen und Ganzen war diese Niederlage aber absolut verdient und die Eintracht über weiter Teile des Spiels nichts anderes als chancenlos.

Und das wohlgemerkt gegen eine bessere B-Elf des Deutschen Meisters, der angesichts des bevorstehenden Europa-League-Halbfinals ohne Florian Wirtz und Alejandro Grimaldo angereist war, und dann alles andere als eine Vollgas-Veranstaltung auf den Rasen brannte. Leverkusen spielte ruhig und sachlich, vermied aus Angst vor Verletzungen harte Zweikämpfe und ließ Ball und Gegner laufen. Ein ordentlicher und abgeklärter Auftritt, nicht mehr und nicht weniger. Für die Eintracht ist genau das derzeit aber mehr als ausreichend. Alarmierend. Sollte man meinen.

Krösche und Toppmöller finden Ergebnis "absurd"

Lauschte man nach Abpfiff nämlich den Aussagen der Verantwortlichen, hörte man plötzlich ganz andere Interpretationen dieser Partie. Sportvorstand Markus Krösche und Coach Toppmöller sprachen unisono von einem "absurden Ergebnis". Beide attestierten dem Team, "es nicht so schlecht gemacht" und "alles probiert" zu haben. Frei nach dem Motto: Gegen diese Leverkusener Übermannschaft kann man eben mal verlieren, Mund abputzen, weiter geht’s. Und solange Platz sechs nicht akut in Gefahr ist, ist ja sowieso alles gut. Eine riskante Sichtweise.

In der aktuellen Lage wäre es nun zwar sicher falsch, zum Rundumschlag auszuholen und das Team mit durchaus angebrachter Kritik weiter zu verunsichern. Bei den Fans, die die Leistung gegen Leverkusen offenbar etwas anders einordneten und erneut mit Pfiffen quittierten, dürfte die positive Auslegung dieser 1:5-Packung aber nicht sonderlich gut ankommen. Die Stimmung, einst das Frankfurter Faustpfand, droht weiter zu kippen. Platz sechs und die Aussicht auf Reisen durch Europa hin oder her.

Sechster Platz - und dann?

Die Eintracht ist deshalb gut beraten, nach dieser Spielzeit einen Strich zu ziehen und das Sportliche vom Ergebnis zu trennen. Die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb ist schön und gut und war das erklärte Ziel. Dieser wie auch immer zustande gekommene sechste Platz darf die Probleme aber nicht kaschieren.