München: Studenten nehmen an einer Veranstaltung im Audimax der Ludwig-Maximilians-Universität teil.

Bayern Erhalt der Dialekte: Schutz für den Butter und den Lackel

Stand: 06.05.2024 15:12 Uhr

Der Schutz der Dialekte soll ins Gesetz. Der Bund Bairische Sprache und der Landesverein für Heimatpflege fordern vom Freistaat, künftig den Gebrauch der Dialekte auch im Unterricht und an Universitäten möglich zu machen.

Von Hermann Scholz

"Lackel" ist die süddeutsche Bezeichnung für einen unverschämten Kerl, genauso wie man im Südosten Deutschlands eben "Metzger" sagt und nicht "Fleischer", sowie "Semmel", ausgesprochen mit stimmlosem "s" am Anfang, und "der Butter", nicht "die Butter" wie in Norddeutschland. Und all das sehen der Bund Bairische Sprache und der Landesverein für Heimatpflege als Sprachenreichtum und wollen es deshalb staatlich schützen lassen.

Vorbild Charta der Minderheitensprachen

Es gibt in Bayern drei große Dialektgruppen, Fränkisch, Schwäbisch und Altbayerisch, dazu eine regionale Variante des Standarddeutschen, die seit 2015 auch im Duden als korrekt aufgeführt wird. In einer Petition fordern die beiden Vereine vom Landtag gesetzlichen Schutz für die Dialekte und dieses regionale Standarddeutsch. Orientieren soll sich dieser Schutz an der Charta der Regional- und Minderheitensprachen des Europarates.

Hören, wo man herkommt – auch an der Uni

In Landshut haben die beiden Vereine heute ihre Petition vorgestellt. Und gleich dargelegt, wie sie sich den Schutz der Dialekte praktisch vorstellen: Kindergartengruppen, Schulunterricht, Veranstaltungen an den Universitäten in den Dialekten oder in der regionalen Variante des Standarddeutschen, wo das gewünscht und praktisch umsetzbar sei. "Dadurch verpflichtet man sich zu nichts", so Niklas Hilber, 2. Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache, "weil man ja nur machen muss, was in einer bestimmten Situation vertretbar und gewünscht ist".

Was der Valentin im November macht, kommt auf bayerisch eben anders rüber - und so soll's bleiben

In Norddeutschland genießt Niederdeutsch (Plattdeutsch) einen ähnlichen Schutzstatus – ist allerdings auch in Deutschland als Minderheitensprache anerkannt. Viele Bundesländer fördern die Sprache deshalb. Die Bayerischen Dialekte genießen diesen Schutzstatus eben – noch – nicht. Eine nachträgliche Aufnahme der Dialekte in die Charta der Regionalsprachen sei aus verschiedenen Gründen nicht machbar. Die beiden Vereine könnten sich aber mehr Platz für reginale Aussprache in den Medien vorstellen: Radio- oder Fernsehprogramme, bei denen man den Sprechern anhört, dass sie aus Bayern kommen.

Grund für die Initiative: Der Bund Bairische Sprache und der Landesverband für Heimatpflege fürchten eine "monokulturelle Eintönigkeit des Sprachklangs von der Ostsee bis zu den Alpen", die sprachliche Vielfalt drohe verloren zu gehen. Deswegen auch die Initiative für das süddeutsche Standarddeutsch, für das die Sprechwissenschaftlerin Stefanie Prochazka im Auftrag der beiden Vereine auf Instagram wirbt: in witzigen Kurzfilmen klärt sie zum Beispiel darüber auf, dass man in Bayern den Namen "Valentin" eben mit einem "f" am Anfang ausspricht (ebenso wie das "v" in "November") – und dass das korrektes Hochdeutsch ist. Und auch der "Lackel" steht im Duden.

Das Bild zeigt die Broschüre "Blaukraut bleibt Blaukraut", die sich mit süddeutschem Standarddeutsch befasst. Die Broschüre wurde herausgegeben vom und bairischer Sprache und dem Landesverein für Heimatpflege.

Die Broschüre über süddeutsches Standarddeutsch, die vom Bund bairischer Sprache und dem Landesverein für Heimatpflege herausgegeben wurden.

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Quelle: Abendschau 06.05.2024 - 18:00 Uhr